
2021 veranstalten die beiden ältesten Karnevalsvereine Kölns und Düsseldorfs eine gemeinsame Kostümsitzung in Köln-Gürzenich. Das ist allerdings nur der Anfang der neuen Völkerverständigung, weitere Maßnahmen der Annäherung sind bereits geplant. Es wird einen ökumenischen Narrenruf geben, bereits 2020 kommt das gemeinsame Bier „Kalt“ auf den Markt, und auch Hollywood hat angeklopft.
Die für 2021 geplante Sitzung des rechtsrheinischen „Allgemeiner Verein der Karnevalsfreunde Düsseldorf“ und des linksrheinischen „Die Grosse von 1823“ löst eine wahre Bewegung des neuen Miteinanders aus. Das Event mit schwesterlich geteiltem Programm aus Düsseldorf und Köln führt nicht nur Kölner Dreigestirn und Düsseldorfer Prinzenpaar zusammen, sondern jetzt schon zwei ganze Städte. Dies soll sogar über den Karneval hinaus gelten.
Bereits 2020 werden die Brauereien Gaffel aus Köln und Schumacher aus Düsseldorf ihr neues Crossover-Produkt aus Kölsch und Alt auf den Markt werfen, „Kalt“. „Der Clou ist, dass es so fies schmeckt wie Alt, aber dafür in kleinen Kölsch-Gläsern serviert wird“, verraten die Marketing-Experten der Firmen vorab. Auch ein neuer Narrenruf für beide Städte ist schon entworfen worden, aus „Helau!“ und „Alaaf!“ wird „HelLaa!“. Ein bekennender Fan des neuen Brandings ist die Kölner Institution Hella von Sinnen. „Ja, find ich gut, wenn die Leute auf der Zülpicher Straße mich alle rufen, da find ich an Weiberfastnacht besser aus dem Venuskeller raus.“ Die Komikerin zeigt sich Düsseldorf gegenüber besonders gastfreundlich. „Ich habe großes Interesse an der Düsseldorfer Kunstszene, das ist ein interessanter Haufen. Ich habe sie neulich alle in mein Wohnzimmer eingeladen.“
Auch für die Zeit nach der großen Sitzung ist der kulturelle Austausch gesichert, denn die beiden größten Bands am Rhein abseits des Karnevals haben zueinander gefunden: „Das ist eine richtige Lawine der Emotionen, die sich da losgetreten hat, die uns Rheinländern schon lange als Kloß im Hals lag“. Das sagt Campino, der Sänger der Düsseldorfer Band „Die Toten Hosen“. Zusammen mit den Urkölnern von „BAP“ singen sie im Sommer 2021 auf einem Partyschiff auf dem Rhein. „ Das wird super, der Wolfgang singt „Zehn kleine Jägermeister“ auf Kölsch und wir covern dieses eine Lied von denen, aber mit ordentlich Schalalalala und weniger Akkorden.“
Henriette Reker, die Oberbürgermeisterin Kölns, ist ebenfalls sichtlich gerührt von der neuen Tendenz. „Es wird Zeit, unsere Düsseldorfer Schwestern und Brüder nicht mehr auf einer Armlänge Abstand zu halten.“ Und ihr Amtskollege aus Düsseldorf, Thomas Geisel, ergänzt: „Vieles geht ja auch zurück auf Mythos, halbe Wahrheiten und vielleicht auch ein bisschen Neid. Zum Beispiel ist Düsseldorf so viel weniger von Bomben zerstört worden als Köln. Ich habe darüber schon mit dem Stadtrat gesprochen. Wir überlegen, ein paar alte Gebäude auf der Kö zu sprengen, die keiner braucht, damit es gerechter wird.“
Nach Jahrhunderten der Städtefeindschaft ist ein Happy-End also deutlich absehbar. Das Potenzial der Geschichte um Hass, Liebe und Versöhnung ist auch dem deutschen Filmemacher Til Schweiger nicht entgangen. „Ich habe mir gleich die Filmrechte an der Story gesichert, das bring ich nach Hollywood. Ich denke, ich werd‘ Köln spielen und der Schweigi Düsseldorf.“