Alte weiße Männer (nicht von Sophie Passmann geklaut)

Heute im Wartezimmer ging eine 81jährige Frau ins Sprechzimmer, ihr 81jähriger Mann fragte, ob er mitkommen solle, sie sagte “Nein, nein, hier rede ich” und er drehte sich zu mir und sagte “Wenn man so lange verheiratet ist, muss man ein bisschen Blödsinn machen. Ich nehme an, Sie sind noch nicht verheiratet?” “Nein.” “Sie sind noch so jung, warten Sie, so lange es geht. Machen Sie erst Ihre Ausbildung, so dass sie auf eigenen Füßen stehen, wenn es sein muss, und um alles andere kann man sich später kümmern. Tut mir Leid, ich will Ihnen nicht reinreden, aber wenn man jemanden trifft, der sympathisch ist, versucht man, mitzuteilen, was einem selbst geholfen hat.”
Anschließend habe ich mich mit dem ebenfalls ergrauten Arzt über Kant, gender studies, egozentrische Ärzte und das (seiner Ansicht nach physiologisch fundierte) erhöhte Denkvermögen von Frauen gegenüber Männern (und nebenbei tatsächlich auch über Orthopädie) unterhalten.

Nicht, dass diese Unterhaltungen genderspezifische Machtverhältnisse oder Altersgefälle ausgehebelt hätten (oder aber unbedingt konform mit meiner Ansicht von Gendertheorie und Alltagssexismus waren), aber sie waren höflich, respektvoll und ziemlich witzig.
Just saying (und das versuchen so viele Frauen, die ich kenne, immer wieder deutlich zu machen): Das Problem der “alten, weißen Männer” ist strukturell, nicht individuell. Und Feminismus bedeutet nicht, Männer zu hassen, auch nicht die bestimmter demografischer Gruppen.

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